Die World Watchers
Forschungsbericht, Nr. 453298 B/02

(Anmerkung: Dies ist eine Transkription des letzten Originaldokuments, Verfasser unbekannt. Verbleib der restlichen Dokumente ungeklärt!)

Weit oben in einem Hochsicherheits-Kontroll-Tower sitzen die World Watchers. Tag aus Tag ein beobachten sie die Welt durch tausende von WebCams ­ auf der Suche nach Unregelmäßigkeiten. So lautet ihr Auftrag. Das glauben zumindest die World Watchers. Sicher sind sie indes nicht. Seit vielen Generationen leben sie ­ von der Welt vergessen ­ in dieser Forschungssiedlung an unbestimmtem Ort. Sie ernähren sich vitaminreich, aber eintönig von einer einzigen Pflanze, der belebenden Alge Lantara, und verschiedenen Getränken, die allesamt aus Wasser bestehen. Ein karges Leben. Aber ohne Not. Manchen scheint es gar beschaulich ­ mit Schule, Gasthaus, Friseur-Saloon. Ein Low-Tec-Leben ohne Privatcomputer, Privat-Fernseher, Privat-Radios. Es regnet oft. So viel ist klar.

Verloren ging während der Jahrzehnte der Abgeschiedenheit nicht nur das genaue Wissen über den Auftrag und seine Begründung, auch warum das Rechenzentrum im Kontrollturm der World Watchers nicht mehr sendet, sondern nurmehr Daten empfängt, ist unklar. Den World Watchers erscheint das aber normal. Sie kennen es nicht anders. Sie tun unverdrossen ihre Arbeit. Streng nach Dienstplan suchen sie unermüdlich nach neuen WebCams und beschreiben täglich die gesichteten Unregelmäßigkeiten im Logbuch ­ dem Weblog der World Watchers. Nicht selten verirren sich in diese Aufzeichnungen auch Träume, Wünsche, Gerüchte aus der Siedlung und die frei erfundenen Geschichten der Weltbeobachter. Aber wer kann ihnen das schon nachweisen. Jeder ihrer Beiträge wird automatisch mit einem im Internet frei verfügbaren Übersetzungsprogramm in eine Art Englisch übertragen und mit einem Link auf die WebCam versehen.

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